Rind und Wir - Dezember 2023

Interessante Murray-Grey-Herde des Betriebs Rio Alto Ltd Gut entwickelte Repro-Färsen auf dem Blonde-Betrieb Dörögdi Mezö Kft Zuchtbullen im Zuchtbetrieb Angus Kft Adony stellt teils anders geartete Herausforderungen in Bezug auf die Regulierung des Grundwasserspiegels und die Bewirtschaftung der Flächen. Besuchsbetriebe boten bunten Querschnitt Unsere Besuchsbetriebe präsentierten einen Querschnitt durch die Struktur der ungarischen Fleischrinderzucht: Vom Nebenerwerbs- über den Familienbetrieb bis hin zur großen Agrar GmbH, einem Pachtbetrieb und einem aus Naturschutzgeldern finanzierten Projekt zur Erhaltung des Ungarischen Steppenrinds. Fachlich begleitet wurden wir von Prof. Dr. József Stefler, emeritierter Tierzucht-Professor der Universität Kaposvár und Ehrenpräsident des Zuchtverbands für Aberdeen Angus, Galloway und Murray Grey. Durch seine Erläuterungen zur Landwirtschaft und Rinderzucht im Allgemeinen und zu den Fleischrindrassen und den Besichtigungsbetrieben im Besonderen ließ sich das Gesehene jeweils einordnen und so ein umfassendes Bild der ungarischen Fleischrindzucht zeichnen. Dass wir Ungarn und unsere Reise so schnell nicht vergessen werden, ist aber insbesondere das Verdienst unserer Reiseleiterin Edit Lipcsei, die uns mit ihren hervorragenden Sprachkenntnissen und ihrem umfassenden Allgemeinwissen, der Begeisterung für ihr Land und mit ihrer positiven Ausstrahlung Ungarn in all seinen Facetten nahebrachte. Fleischrinderzucht mit Tradition Die spezialisierte Fleischrindzucht geht in Ungarn auf das Jahr 1972 zurück. Damals entschied die ungarische Regierung eine Umstellung der züchterischen Ausrichtung weg von der Doppelnutzung hin zu spezialisierten Milch- und Fleischrassen und begann mit dem Import internationaler Genetik, anfangs vor allem Hereford und Angus, später auch von französischen Fleischrindrassen. Aktuell gibt es in Ungarn ungefähr 180.000 Fleischrindkühe. Dominierend sind Limousin (20 %), Charolais (15 %), Fleischfleckvieh (10 %) sowie britische FR-Rassen (10 %). Der Rest sind vor allem Kreuzungskühe, die in Produktionsbetrieben mit Bullen von Terminalrassen angepaart werden. Die Rassestruktur passt laut Prof. Stefler in Ungarn nicht immer perfekt zu den Standorten. Gerade auf die schwachen Weiden im Bereich der ungarischen Tiefebene würden eher mittelintensive bis anspruchslose Rassen gehören, sind aber französische Intensivrassen sehr populär. Die Probleme verschärfen sich mit dem Klimawandel und zunehmender Trockenheit, eine langfristige Anpassung der Rassenstruktur ist zu erwarten. Blonde d’AquitaineZuchtbetrieb begeisterte Alle Besuchsbetriebe vorzustellen, würde den Umfang dieses Artikels sprengen. Einer der spannendsten und authentischsten Betriebe war nach unserer Meinung der Blonde d’Aquitaine-Betrieb Dörögdi Mezö Kft. von Márton Révész (www.dorogdimezo.hu/), ein Familienunternehmen im Komitat Veszprém, das 1993 gegründet wurde und sich seit 2001 mit der Zucht von Blonde d’Aquitaine-Rindern befasst. Weitere Standbeine des Betriebs sind Ackerbau (600 ha), Forst (5.000 ha) und Schafzucht (2.800 Mutterschafe). Die Rinderzucht begann mit dem Import von 44 Zuchtfärsen aus Frankreich, inzwischen umfasst der Bestand rund 220 Kühe und deren Nachzucht. Der Betrieb ist Stammzuchtbetrieb, beschickt viele Rinderausstellungen und kann auf zahlreiche Zuchtpreise verweisen. Die weibliche Nachzucht lässt sich daher gut zur Zucht vermarkten, während die Bullen zur Mast im Betrieb bleiben und auf hohe Endgewichte (800 - 850 kg) ausgemästet werden. Die Schlachtkörper werden als Viertel oder Hälften in ein spezielles Programm verkauft, dabei werden Preise von 7 - 8 €/kg Schlachtgewicht realisiert. In der Zucht werden aus Leistungsgründen gehörnte Tiere favorisiert, die Kälber allerdings mit 4 - 5 Tagen enthornt. Vielfältiges Rassespektrum Vom Rassespektrum her waren die Besuche auf dem Betrieb mit dem traditionellen Ungarischen Grauvieh, das durch seine imposanten Hörner beeindruckte, sowie auf einem Betrieb mit der aus Australien stammenden Rasse Murray Grey ganz besonders interessant. Unter unterschiedlichsten Rahmenbedingungen und mit teils interessanten Vermarktungswegen wirtschafteten auch die besuchten Fleckvieh-Simmental-, Charolais- und Angusbetriebe. Ein Besuch im Hortobagy-Nationalpark sowie im Büffelreservat des Balaton-felvidéki Nemzeti Nationalpark rundeten das vielfältige Fachprogramm ab. Sabine Schmidt 65 Zucht Fleischrind

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