Rind und Wir - Dezember 2023

Die weiten Ebenen der Puszta, die ländlichen Regionen rund um den Balaton und natürlich die Hauptstadt Budapest verlockten gut 40 reisefreudige Fleischrindzüchter im Oktober zu einer Fachexkursion nach Ungarn. Die Landwirtschaft in Ungarn ist geprägt von reichen Traditionen, fruchtbaren Böden und einer vielfältigen Tierhaltung. Der Agrarsektor trägt rund 3,5 % zum ungarischen Bruttoinlandsprodukt bei. Die landwirtschaftliche Nutzfläche liegt bei knapp 5 Millionen ha, was fast 53 % der Gesamtfläche des Landes ausmacht. Davon werden etwa 82 % als Ackerland genutzt, 15 % als Grünland sowie 3 % für den Wein- und Obstbau. Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt bei etwa 23 ha. Ein großer Teil der Betriebe entfällt auf kleine Farmen und Höfe, meist im Familienbesitz und unter 5 ha. Sie bearbeiten weniger als 5 % der LF und konzentrieren sich auf arbeitsintensive Bereiche, wie Obst oder Gemüse. Die größten 3 % der Betriebe bewirtschaften die Hälfte der LF und sind vielfach auf den weniger arbeitsintensiven Getreideanbau spezialisiert. In Ungarn ist der Anteil der Tierhaltung am Bruttowert der landwirtschaftlichen Produktion stetig gesunken und liegt nur noch bei etwa 30 %. Im Jahr 2020 bestand der ungarische Viehbestand aus 31 Millionen Hühnern, 2,9 Millionen Schweinen, 993.000 Schafen und 933.000 Rindern. DURCH DIE PUSZTA UND ZUM BALATON Fleischrindzüchter in Ungarn unterwegs Gut gelaunte Ungarnfahrer Imposanten Hörnerschmuck tragen die ungarischen Steppenrinder im Bükk-Nationalpark Auf solchen Flächen haben es die Rinder nicht leicht Klimawandel zunehmend spürbar Ungarn liegt an der Schnittstelle zwischen kontinentalen, ozeanischen und mediterranen Klimazonen. Die Klimabedingungen bieten die meiste Zeit des Jahres eine gute Grundlage für eine diversifizierte Landwirtschaft. Der Klimawandel ist aber auch in Ungarn spürbar: die Temperaturen steigen, Niederschläge werden unregelmäßiger und die Niederschlagsmenge unvorhersehbarer. 2021 und 2022 gingen als zwei der trockensten der letzten 120 Jahre in die Geschichte ein. Besonders hart trifft die Dürre die Bauern in der Puszta. Endlose Weiten der Puszta Die bekannte Puszta war die erste der beiden Regionen, die wir während unserer Fahrt besuchten. Einst ein ödes, durch Waldrodung entstandenes und nur als Weide nutzbares Grasland, begann der Mensch bereits vor 200 Jahren die Puszta in Ackerland umzuwandeln. Unübersehbare Felder mit einem weitverzweigten Netz von Kanälen und Stauseen für die Bewässerung prägen heute das Landschaftsbild in der ungarischen Tiefebene zwischen Donau und Theiß. Der Nationalpark Hortobágy wurde geschaffen, um die ursprüngliche Puszta-Landschaft mit ihren Ziehbrunnen, Einzelgehöften und extensiver Weidewirtschaft zu schützen. Im zweiten Teil unserer Reise besuchten wir Betriebe rund um den Balaton bis hinunter in den Süden fast an der kroatischen Grenze. Diese Region bietet dem Betrachter ein völlig anderes Bild. Sanft gewellte Hügel, zusammenhängende Wälder und sattes Grün wechseln mit Acker, Weiden, Wein-, Obst- und Gemüseanbauflächen. Die Nähe zum Balaton RINDUNDWIR Dezember 2023 64

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