Rind und Wir - Dezember 2023

55 Zucht Fleischrind Rindermast finanziell langfristig in den Betrieben etablieren könnte. An der Wirtschaftlichkeitsberechnung 2022/2023 des Kontroll- und Beratungsrings nahmen 18 Betriebe mit 3.330 geschlachteten Bullen teil (Tabelle). Bei der Kostenermittlung wurden sowohl betriebliche Angaben und Verrechnungssätze (bei Plausibilität) als auch selbstermittelte Kosten betrachtet. Weniger problematisch gestalten sich die Erlösermittlungen. Diese lassen sich direkt der Bullenmast zuordnen. Konventionell rechnet sich Obwohl die Kosten nach wie vor ein hohes Niveau haben, reichen die Erlöse aus der Jungbullenmast in den meisten Betrieben aus, um rentabel zu wirtschaften. 8 Betriebe mästeten schwarzbunte Bullen, meist aus der eigenen Milchviehhaltung. Hier waren die ökonomischen Ergebnisse, bedingt durch geringere Tiereinsatzkosten und Mitnahmeeffekte bei den Futterkosten (Restfutter), gut. Zwei Betriebe konnten ihre Kosten nicht decken und schlossen das Wirtschaftsjahr mit einem Minus in der Mast ab. Einer der beiden Betriebe beendete zum Wirtschaftsjahr die Mast und lieferte untergewichtige Bullen, die noch nicht fertig ausgemästet waren. Der andere Betrieb hatte, bedingt durch eine schlechte Gliedmaßen- und Klauengesundheit, zu geringe Erlöse. Die weiteren Betriebe haben mit der Mast schwarzbunter Bullen gut verdient. Nur noch sechs Betriebe konnten ausgewertet werden, die Mastrassen mästeten. Es kamen 1.765 Bullen zur Schlachtung. Mit durchschnittlich 141 €/Bulle wurde ein Gewinn erzielt. Große Unterschiede in den Tiereinsatzkosten (775 – 1.095 €/ Stück) müssen dabei beachtet werden. Zwei Betriebe beendeten das Wirtschaftsjahr mit einem negativen Ergebnis. Eine diskontinuierliche Vermarktung zu niedrigen Preisen war dafür ursächlich. Nicht befriedigend sind die Ergebnisse der Ökobetriebe. Von den drei ausgewerteten Betrieben arbeitet nur ein Betrieb ausreichend rentabel und beeinflusst den Durchschnitt deutlich. Wenig Tiere sowie eine gute Flächen- und Prämienausstattung führten dazu. Die beiden anderen Betriebe bewegten sich im schwach positiven Bereich. Die höheren Aufwendungen für Bioprodukte über den Preis wieder reinzuholen, erscheint unter dem Gesichtspunkt der „Preispolitik“ des Handels eher schwieriger zu werden. Ein Betrieb stellte vor zwei Jahren seine Mast auf die Endmast von Wagyu-Ochsen um. Ein scheinbar ausgefeiltes Vermarktungssystem versprach eine gute Kennzahl Einheit Schwarzbunt Mastrasse Öko-Bullen/ Ochsen WagyuOchsen Anzahl Betriebe Stück 8 6 3 1 Verkaufte Bullen Stück 134 294 67 23 Einstallgewicht kg/Bulle 151 243 310 540 Einstallalter Tage 140 195 263 730 Endmastalter Tage 650 623 769 1148 Schlachtgewicht kg 367 415 331 492 Masttagzunahme g/Tier 1.018 1.152 627 1.062 Tageszunahme g/Tier 970 1.116 765 831 Erlös/kg SG €/kg 4,63 5,10 6,18 8,55 Erlös €/Bulle 1.705 2.113 2.023 4.206 Tiereinsatzkosten €/Bulle 441 920 867 2.800 Kraftfutterkosten €/Bulle 352 307 92 953 Grundfutterkosten €/Bulle 347 300 457 313 Lohnkosten €/Bulle 152 185 110 158 Maschinenkosten €/Bulle 97 137 152 138 Gebäudekosten €/Bulle 32 36 98 311 Gesamtkosten €/Bulle 1.495 1.972 1.857 4.751 Gewinn/ Verlust €/Bulle 209 141 166 -544 Rendite. Leider konnten durch Inflation und Ukrainekrise die erwarteten hohen Erlöse nicht erzielt werden. Dem Vermarkter gelang es in der Situation nicht, die Tiere ins Geld zu bringen. Ein deutliches finanzielles Minus steht in diesem Betrieb zu Buche. Fazit Die Mast von Jungbullen ist auch 2022/23 kostendeckend. Die Betriebsgewinne waren in den meisten Fällen positiv. Kosten für Futter, Energie, Pacht und Lohn haben sich auf hohem Niveau stabilisiert. Allerdings führen unklare politische Rahmenbedingungen und eine schwer planbare Preispolitik zu Unsicherheiten. Die konventionelle Jungbullenmast lässt sich in vielen Betrieben gut integrieren und kann eine Einkommensalternative darstellen. HF-Bullen in entsprechender Qualität können einen entscheidenden Beitrag zum Betriebsergebnis, vor allem in Milchviehbetrieben, leisten. Allerdings kommt der eingesetzten Qualität der Masttiere, der Fütterung, der Tiergesundheit und dem Tierwohl eine entscheidende Bedeutung zu. Nur gesunde, sich wohlfühlende Tiere sind in der Lage und auch bereit, entsprechende Leistungen zu bringen. Wenn die Politik und der Handel mit ihren Entscheidungen zum Fleischverzehr, zur Düngebilanz und zu den Haltungsgrundlagen die Möglichkeit zum Weiterbestehen der Rindermast schafft, werden sich die Mäster der Herausforderung stellen und der Maststandort Deutschland hat eine Perspektive. Deutsche Rindermäster verstehen ihr Handwerk und produzieren auf höchstem Niveau ein gesundes und schmackhaftes Fleisch auch unter den hohen gesellschaftlichen Anforderungen hinsichtlich Tier- und Umweltschutz. Bernd Priegnitz LKV Sachsen-Anhalt e.V. Mittlere betriebliche Kennzahlen der Rindermast Sachsen-Anhalts im Wirtschaftsjahr 2022/2023

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