Rind und Wir - August 2023

40 Juli 2023 INFOS aus BRS und vit Stephan Schneider übernimmt Leitung „Zucht und Genetik“ beim BRS Mit einer interessanten Personalie hat der Bundesverband Rind und Schwein e. V. (BRS) die Position der Leitung für den Fachbereich „Zucht und Genetik“ sowie die stellvertretende Geschäftsführung neu besetzt. Ab dem 1. Oktober tritt Stephan Schneider die Nachfolge von Dr. Jens Baltissen an, der mit Wirkung zum 1. August die operative Geschäftsführung bei der Rinder-Union West eG übernommen hat. Mit dem 48-jährigen Stephan Schneider wechselt eine in der nationalen wie internationalen Rinderzucht bestens bekannte und vernetzte Person zum BRS nach Bonn. Trotzdem ist die Vita des zweifachen Familienvaters für die Besetzung einer Spitzenposition im deutschen Verbandswesen eher untypisch. Nach abgeschlossener landwirtschaftlicher Ausbildung und Studium der Agrarwissenschaften an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn arbeitete Stephan Schneider 25 Jahre für den weltweit tätigen Fachverlag Holstein International. Als Chefredakteur der Zeitschriften „KuhFacto“ und „Holstein International“, aber auch als Gesellschafter, hat er die Entwicklung des Unternehmens mit Lesern in über 60 Ländern maßgeblich mitgestaltet. Neben der besonderen fachlichen Expertise setzt der BRS durch die Berufung von Stephan Schneider auch auf neue Akzente in der inhaltlichen Ausrichtung sowie in der externen Kommunikation des Dachverbandes als politische Interessensvertretung. BRS ©Berchtold BLIRD – eine neue genetische Besonderheit in der Holstein-Population Forschern in Frankreich ist es gelungen, eine neue Veränderung in der Holsteingenetik zu identifizieren. Träger dieser Veränderung haben eine herabgesetzte Immunität des Verdauungssystems. Diese genetische Anomalie mit der Bezeichnung BLIRD (Bovine Lymphocyte Intestinal Retention Defect) ist das Ergebnis einer Mutation und geht auf den Bullen Bell Elton zurück. Sein Enkel, der Bulle O-Man, hat durch seinen großen züchterischen Einfluss zu einer hohen Verbreitung in der Holsteinpopulation gesorgt. Nach Schätzungen des vit sind in der deutschen Population ca. 3,5 % der Tiere Anlageträger. Die Veränderungen rufen einen Defekt der Retentionsfähigkeit von T-Zellen im Darm hervor. Dies führt zu einer herabgesetzten Fähigkeit, Darmparasiten zu bekämpfen. Aus den französischen Untersuchungen geht hervor, dass die betroffenen reinerbigen Tiere eine durchschnittliche Wachstumsverzögerung von etwa 27 % und eine um 10 % höhere Sterblichkeitsrate oder frühe Abgangsrate bei Jungtieren als bei gesunden Tieren aufweisen. Allerdings gibt es auch reinerbige Tiere, die keine Anzeichen von Beeinträchtigung zeigen. Die Erkrankung wird rezessiv vererbt, d. h. es müssen beide mutierten Allelversionen des Gens im Erbgut des Tieres vorhanden sein, damit sie zur klinischen Ausprägung kommen kann. Mit anderen Worten: Nur homozygote Tiere können Symptome aufweisen. Heterozygote Tiere, die sowohl eine gesunde als auch eine mutierte Allel-Version des Gens in ihrem Erbgut haben, zeigen keine Symptome, können aber die mutierte Allel- Version des Gens an 50 % ihrer Nachkommen weitergeben. Um eine Verbreitung des Defekts zu minimieren, ist es notwendig, den Status der Tiere, gerade der in Frage kommenden Blutlinien, zu kennen und dieses Wissen bei den Anpaarungsplanungen zu berücksichtigen. Die Information kann seit kurzem über die SNP-Typisierung ausgelesen werden, die in Deutschland zur genomischen Untersuchung der weiblichen und männlichen Holsteins genutzt wird. Auf älteren Chips verwendet für Typisierungen vor 2022 ist der SNP für die neue genetische Abweichung nicht vorhanden. Der SNP kann aber mit guter Sicherheit vorhergesagt/imputed werden, so dass auch ältere typisierte Tiere ein Ergebnis für die neue genetische Abweichung haben. Die inzwischen international festgelegte Abkürzung für BLIRD ist „LT“. Direkte Ergebnisse werden dem üblichen Schema folgend also als LTF/LTC/LTS (für frei/Träger/ homozygot) ausgegeben und solche auf Basis des imputeten SNP und damit etwas geringerer Sicherheit als LTN/LTP/LTH. Damit stehen mit der Augustzuchtwertschätzung Ergebnisse für alle typisierten Tiere zur Verfügung. Weitere Veröffentlichungen zu dieser Thematik stehen an und werden zusätzliche Informationen zu BLIRD bringen. Jens Baltissen, BRS Statistiken rund um die Holsteinzucht und Zuchtviehvermarktung finden Sie online auf www.richtigzüchten.de. Ganz neu sind die Betriebe mit den höchsten Lebenstagsleistungen unter dem QR-Code veröffentlicht. Weitere Infos

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