Rind und Wir - August 2023

RINDUNDWIR August 2023 34 Der RZG verkörpert das Zuchtziel der Deutschen Holsteins. Bereits seit 2002 wurde die Nutzungsdauer im RZG mit anfänglich 25 % stark gewichtet. 2021 fand zugunsten des RZGesund (18 %) die letzte Anpassung auf 18 % Wichtung der Nutzungsdauer im RZG statt. Untersuchungen zur Nutzungsdauer sind schwierig, weil mit dem Abgang der langlebigen Kühe deren Datenlieferung erst spät vervollständigt wird. Am Datenmaterial der 46 ProFit-Testherden der RinderAllianz wurden die nachfolgenden Analysen durchgeführt. Ausgewertet wurden mit Datenstand 2022 insgesamt 46.097 Kühe bei ca. 11.500 Kühen pro Jahr, die 2010 bis 2013 erstmalig kalbten. Lediglich ca. 1,7 % der Kühe waren noch in Produktion. Diese sowie Kühe mit dem Abgangsgrund „verkauft zur Zucht“ wurden nicht berücksichtigt. Alle Kühe wurden in zwei Gruppen eingeteilt, wobei die erste Gruppe alle Kühe einschloss, die bis inkl. der 4. Laktation abgingen und die zweite Gruppe die, welche ab der 5. Laktation die Herde verließen. Die zweite Gruppe enthielt 22 % des Gesamtmaterials. Für alle Vergleiche wurden modellkorrigierte Mittelwerte (LSMEANS) verwendet, wobei Korrekturen für den Betriebseffekt, das Erstkalbsjahr und das Erstkalbealter durchgeführt und die Ergebnisse für den Gruppenvergleich auf Signifikanz geprüft wurden. Vergleich der Leistungen in der 1. Laktation Gruppe 1 enthielt Kühe, die während der 1. Laktation die Herde verließen (18,8 % aller Kühe). Für diese Kühe könnte man hochgerechnete Laktationsleistungen verwenden - speziell bei sehr frühen Abgängen ein eher problematisches Verfahren. Für die Abb. 1 wurden die Balken auf der linken Seite der Grafik für eine für Melktage unkorrigierte Leistung verwendet. Die Konsequenz ist, dass die Gruppe der Abgänge bis zur 4. Laktation dann deutlich schlechter abschneidet. WAS ZEICHNET KÜHE AUS, DIE ALT WERDEN? Eine Untersuchung anhand der Testherden der RinderAllianz Auf der rechten Seite wurden für die Berechnung der ebenfalls für Melktage unkorrigierten Leistung nur solche Laktationen verwendet, die mehr als 270 Melktage aufwiesen. Die Leistung in beiden Gruppen ist nahezu gleich. Dies kann einerseits so interpretiert werden, dass eine hohe Leistung in der ersten Laktation eher nicht zu einem frühen Abgang führt und andererseits, dass eine niedrige Leistung in der ersten Laktation nicht zu einem langen Leben beitragen würde. Im Öko-Zuchtwert für das Fleckvieh wird das Merkmal „Leistungssteigerung“ einbezogen, worunter man eine möglichst hohe Steigerung der Leistung von der Jungkuh bis zur reifen Kuh versteht. Die Leistung in der ersten Laktation darf dann etwas niedriger sein. Die hohe Steigerung ist erwünscht, da man sich davon eine positive Wirkung auf die Langlebigkeit verspricht. Für Holsteins scheint dieser Ansatz nicht zu gelten. Exterieurmerkmale Alle nachfolgenden Vergleiche für Einzelmerkmale sind signifikant; nicht signifikante Merkmale (Beckenneigung, Klauenwinkel, Hinterbeinwinkelung, Zentralband, Hintereuter und Strichlänge) sind nicht dargestellt. Die Vergleiche erfolgen auf der Ebene der eigenen Kuhzuchtwerte der Tiere beider Gruppen, wurden aber auch auf Ebene der naturalen Werte durchgeführt. Aufgrund der sehr großen Lernstichprobe der genomischen Zuchtwertschätzung sind die Vergleiche auf Zuchtwertebene in ihrer Aussage deutlicher, alle Aussagen gehen aber in dieselbe Richtung, d. h. es ist letztendlich unerheblich auf welcher Ebene (Zuchtwert oder naturaler Wert) man vergleicht. In Abb. 2 sind die signifikanten Vergleiche für Körpermerkmale dargestellt. Ausnahmslos ergeben sich niedrigere Werte für die Kühe, die alt wurden. Diese, für manche Leser noch überraschende Feststellung, ist nicht neu. Es ist schon länger bekannt, dass sehr große, sehr breite und tiefe Kühe bzw. sehr scharfe Kühe ein kürzeres Leben haben. Das gilt für junge Kühe zum Zeitpunkt der Datenerfassung im Rahmen der linearen Nachzuchtbewertung. Weiterhin gilt, dass eine reife Kuh mit viel Körpertiefe ausgestattet sein kann bzw. sogar sollte. In der ersten Laktation sollte sie jedoch noch nicht so aussehen. Abb. 1: Vergleich der Milchmenge (kg) in der 1. Laktation zwischen Kühen, die später bis zur 4. Laktation abgingen, gegenüber Kühen, die erst ab der 5. Laktation abgingen. Linke Hälfte: Alle Erstlaktationen inkl. früher Abgänge, unkorrigiert für Melktage; rechte Hälfte: Erstlaktationen mit mindestens 270 Melktagen 8237 9146 8947 9087 7600 7800 8000 8200 8400 8600 8800 9000 9200 9400 MM (kg) / alle MM (kg) / ab 270 MTG Abg. bis 4. La Abg. ab 5. La

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