Rind und Wir - April 2023

32 Bundesverband Rind und Schwein e.V. (BRS) Adenauerallee 174 | 53113 Bonn info@rind-schwein.de | www.rind-schwein.de Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung w.V. Heinrich-Schröder-Weg 1 | 27283 Verden info@vit.de | www.vit.de INFOS aus BRS und vit Ökologisch geprägter Gesamtzuchtwert in der Entwicklung Mit der geplanten Einführung zu August 2023 soll ein ökologisch geprägter Gesamtzuchtwert bei Holsteins die bestehenden Gesamtzuchtwerte ergänzen. Er richtet sich in erster Linie, aber nicht ausschließlich, an ökologische Betriebe, die in ihren Zuchtzielen klare Schwerpunkte bei Nutzungsdauer und Gesundheit setzen wollen. Ergänzend soll der Zuchtwert die Breite der deutschen Zucht in diesem Bereich verdeutlichen. Das Konzept wurde in einer Arbeitsgruppe mit Beteiligung von BRS, vit, Prof. Dr. Swalve (Uni Halle) und der ÖTZ ausgearbeitet. Der entworfene Index setzt sich von den bestehenden Gesamtzuchtwerten RZG und RZ€ mit einer weitergehenden Betonung der Funktionalität (2/3 der Gewichtung) gegenüber der Leistung (1/3 der Gewichtung) ab. Als Kernmerkmale sind die Nutzungsdauer (RZN 38 %) und die Gesundheitsmerkmale (21 %) hoch gewichtet. Als weitere funktionelle Merkmale sind der BCS (5 %) und das Kalbeverhalten (3 %) enthalten. Die hohe Gewichtung (2/3) funktionaler Merkmale im Zuchtwert ermöglicht eine Zucht auf langlebige, gesunde und robuste Tiere. Die bestehenden genetischen Korrelationen (bspw. zur Größe) fördern gleichzeitig eine Zucht auf mittelrahmige, weniger scharfe Tiere. In der Leistungskomponente wird die fett- und eiweißfreie Milchmenge indirekt über Milch-kg mit negativer Gewichtung (6 %), die Fett- und Eiweißmengen mit positiver Gewichtung (18 % und 9 %) berücksichtigt. Hierdurch wird eine aus Sicht ökologisch wirtschaftender Betriebe (zu) extreme Milchleistungsvererbung zugunsten moderaterer Leistungssteigerungen von Bullenseite eingegrenzt. Basierend auf Testläufen und ökonomischen Auswertungen ökologischer Praxisdaten kann es noch zu leichten Verschiebungen in den Merkmalsanteilen kommen. Die ersten Rückmeldungen von ökologischen Praktikern und Beratern auf das Konzept waren sehr positiv und eine nachhaltige Weiterentwicklung und Etablierung des Indexes ist gewünscht. Carsten Scheper, ÖTZ Ökologisch wirtschaftende Betriebe haben besondere Ansprüche an Zuchtwerte. ©D. Warder Zuverlässigkeit der Untersuchung auf Hornlosigkeit Der Anteil der mischerbig oder reinerbig hornlosen Vererber in der deutschen Holsteinzucht wird stetig größer. In Deutschland erfolgt die Feststellung des Hornstatus von Besamungsbullen und hochwertigen Zuchttieren mit einer zweifachen Absicherung. Dazu werden neben der Genotypisierung (SNP-Untersuchung) zusätzliche Analysen mit dem vorhandenen Probenmaterial durchgeführt (digitale PCR). Diese digitale PCR wurde im Januar 2023 auf den Goldstandard PCR umgestellt, um zukünftig weiterhin die größtmögliche Sicherheit der Ergebnisse zu erreichen. Gleichzeitig können damit beide genetischen Varianten der Hornlosigkeit (friesisch und keltisch) erkannt werden. Die alleinige SNP-Untersuchung ohne PCR kann in sehr seltenen Fällen falsch positive Ergebnisse im Hornstatus hervorbringen, wie im Falle des niederländischen Vererbers Bolitar, bei dem das niederländische Ergebnis „PP“ jetzt auf Basis des PCR-Testes im deutschen Labor im IFN Schönow in „Pp“ korrigiert werden musste. Wird der Hornstatus eines Tieres lediglich aus der Genotypisierung ermittelt (Herdentypisierung oder KuhVision), sollte dieser im Falle des Verkaufs des Tieres oder bei einer Nutzung zum Embryotransfer abgesichert werden. Dazu muss eine explizite Beauftragung der Analyse zum Hornstatus bei der Zuchtorganisation in Auftrag gegeben werden. Jens Baltissen, BRS

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