Rind und Wir - April 2023

30 INFOS aus BRS und vit Tiere mit gleichem RZM können stark in der Persistenz variieren ©D. Warder Der neue RZPersistenz Die Liste der Selektionsoptionen für Milchrinder wird im April 2023 um den von vit neu entwickelten RZPersistenz erweitert. Dieser zusätzliche Zuchtwert beschreibt, wie gut die Tiere die Milchleistung im Laufe der Laktation aufrechterhalten können. Dies ist insbesondere bei (freiwillig) verlängerten Zwischenkalbezeiten und damit bedingt deutlich längeren Laktationen als die StandardLaktation von 305 Tagen interessant. Mit Hilfe des RZPersistenz können Tiere gezüchtet werden, die auch in deutlich verlängerten Laktationen am Ende noch ausreichend Milch für eine wirtschaftliche Produktion haben. Über die Definition und Hintergründe des Persistenz Zuchtwertes wurde bereits im Milchrind 04/2022 berichtet. Dieser Beitrag, sowie ein kurzes Video zum RZPersistenz, sind über die unten angegebenen QR-Codes zu erreichen. Die Heritabilität des RZPersistenz liegt mit 0,34 zwischen denen von RZS und RZM. Damit werden für töchtergeprüfte Bullen hohe Sicherheiten erreicht. Die Sicherheit des genomischen RZPersistenz ist mit ca. 60 % niedriger als für gRZS und gRZM, da die Lernstichprobe nur aus Tieren mit nationalen Milchleistungsinformationen besteht (Interbull liefert keine Informationen zur Laktationskurve hinter Laktationszuchtwerten). Im Mittel haben die hohen RZG-Bullen positive RZPersistenz Werte. Der Grund ist die leicht positive Korrelation von RZPersistenz zum RZM (0,24). Außerdem besteht mit +0,18 auch eine leicht positive Korrelation zum RZN und damit auch zum RZG. Die Korrelationen des RZPersistenz zu anderen Merkmalskomplexen im RZG fallen neutral aus. Der Zuchtfortschritt im RZM und RZN hat daher auch bereits in der Vergangenheit zu einem indirekten Zuchtfortschritt in der Persistenz geführt. Der praktische Einfluss der genetischen Veranlagung für Persistenz kann am Beispiel von zwei etwa gleichalten Bullen mit vielen Töchtern in der gleichen Region aufgezeigt werden. Beide Bullen haben sehr ähnliche Zuchtwerte für die Milchleistungszuchtwerte (bezogen auf 305-Tage), aber einen deutlich unterschiedlichen RZPersistenz von 120 bzw. 88. Die Abbildung zeigt die tatsächlichen Laktationskurven der Töchter der beiden Bullen für Milchmenge in der ersten bzw. dritten Laktation bis jeweils zum Laktationstag 400. In den ersten 305 Tagen unterscheiden sich die Laktationskurven der Töchter nur unwesentlich, wobei die Töchter des hohen Persistenz-Bullen in der Peak-Leistung etwas niedriger sind, was durch leicht höhere Leistungen von Tag 150 bis 305 ausgeglichen wird (und am Ende zu ähnlichen Milchleistungszuchtwerten führt). Je länger aber die Laktationen jenseits von 305 Tagen laufen, umso mehr unterscheiden sich die Kurven. Die Töchter des hohen Persistenz-Bullen halten wesentlich länger eine hohe Milchleistung und leisten damit auch absolut bei gleicher langer Laktationslänge deutlich mehr Milch. Die Vorteile einer Selektion auf Persistenz zeigen sich daher im Wesentlichen erst dann, wenn die Tiere auch tatsächlich deutlich länger als 305 Tage gemolken werden, d.h. bei Zwischenkalbezeiten deutlich über 400 Tage. Umgekehrt nutzt man eine höhere Veranlagung für Persistenz nicht, wenn eine kurze Zwischenkalbezeit von 365 Tagen angestrebt wird. Leen Polman, vit Mittlere tatsächliche Laktationskurven der Töchter von zwei realen Bullen mit ähnlichen Milchleistungszuchtwerten, aber unterschiedlichem RZPersistenz Bulle A: RZPersistenz 120, Bulle B: RZPersistenz 88 – 1. und 3. Laktation jeweils bis Laktationstag 400 Milch-kg/Tag Laktationstag 43 38 Tag 305 L1 mkg Bulle A, 1. Laktation 33 28 23 5 45 85 125 165 205 245 285 325 365 L1 mkg Bulle B, 1. Laktation Milch-kg/Tag Laktationstag 43 38 Tag 305 33 28 23 5 45 85 125 165 205 245 285 325 365 L3 mkg Bulle A, 3. Laktation L3 mkg Bulle B, 3. Laktation Link zum Artikel Link zum Video

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