Dauerleistungskühe seit Jahrzehnten

Bereits 1977 überschritt Calla, eine Jochen-Tochter, die Grenze von 100.000 Litern in Iden. Bis Mitte November haben es ihr fast 150 Stallgefährtinnen nachgemacht. Dazu noch sechs Dauerleistungskühe, die die 150.000 Liter geknackt haben und dreizehn Kandidatinnen, die 10.000 FEK gemolken haben. Zu ihnen gehört auch die erste 200.000 Liter-Kuh Deutschlands: Carlotta, die über die Ländergrenzen hinweg bekannt ist. Seit 2001 ist Hilmar Zarwel als Herdenmanager in der LLG Iden tätig und hat viele der Damen auf ihrem Weg begleitet. Wir haben ihn im Rahmen der Übergabe des VisionAward Gold zum Thema Dauerleistungskühe interviewt. Hier lesen Sie ein paar seiner Statements.

RZN als Faktor

„Im Grunde züchten wir das, was alle wollen: mittelrahmige Kühe, die spätreif sind und über Stärke verfügen sowie mit exzellenten Fundamenten ausgestattet sind. Vielleicht sind wir in diesem Punkt einfach konsequenter“, kommentiert er auf die Frage, wie die Kuh aussieht, die in seinen Augen das Potenzial hat, die 100.000 zu knacken. Trotzdem gibt er auch zu, dass ihn die eine oder andere überrascht hat, die nicht in dieses Bild passte. „Unter unseren Bedingungen sind vor allem die Fundamente entscheidend“, berichtet er weiter, insbesondere der Winkel im Bein spiele eine entscheidende Rolle. In Zahlen bedeutet dies mindestens ein Zuchtwert von 115. Selbstverständlich gibt es diese konkreten Anforderungen ebenfalls für weitere wichtige Merkmale. Ein spezieller Fokus wird auf den RZN (>120) gelegt.

Ein Zusammenspiel aus vielen Komponenten

Bei dieser Auswahl an tollen Kühen drängt sich natürlich auch die Frage auf, ob es Lieblinge unter ihnen gibt. Hier fallen Namen wie Skardy (LL: 173.754 Mkg, 11.980 FEK) und Zwenja. Letztere steht bei unserem Besuch kurz vor der magischen Grenze von 10.000 FEK. „Sie ist einfach unauffällig und macht einen klasse Job. Die Leistung kam dadurch fast schon überraschend“ fällt als Aussage. Doch wie ist es möglich, die Kühe überhaupt auf dieses Niveau zu bringen? Zum einen natürlich durch die Zucht, doch die wesentlicheren Bestandteile sind Komponenten aus der guten Fütterungsberatung, durch Kollege Thomas Engelhard, ein Team, dass strukturiert arbeitet und Wissen, dass konsequent umgesetzt wird.

Im Fokus

Vor allem in Puncto „Wissen“, geht man nicht nach dem Bauchgefühl. Hilmar Zarwel berichtet: „wir stellen in zeitlichen Abschnitten immer wieder verschiedene Bereiche zur Diskussion und versuchen diese zu verbessern. Dazu fahren wir auch auf andere Betriebe, von denen wir uns etwas abschauen können“. Dabei liegen dem Herdenmanager insbesondere die Vergleiche zwischen „Ist“ und „Soll“ am Herzen. „Ohne die Auswertung der Zahlen, wie es vor dem geänderten Zustand und jetzt ist, hilft mir die beste Investition nicht“ erklärt er weiter. Ein interessantes Beispiel ist hier die Umstellung vom dreimaligen Tränken auf Ad Libitum. Bereits zweimal wurde dieser Versuch gestartet, aber aufgrund von ausbleibenden positiveren Zunahmen wiedereingestellt. „Wir sind dann auf Betriebe gefahren, die wirklich gut sind und haben versucht zu erkennen, was sie anders machen“ berichtet Hilmar Zarwel. Die Konsequenz war eine Anpassung der Tränketemperatur und der Tausch der Nuckel. „Toi toi toi, die Ergebnisse zeigen, dass es läuft“, wird kommentiert. So könnten wir auch über die ständige Optimierung der Euter- und Klauengesundheit sprechen. Ein kurzer „Ausflug“ zu letzteren: tatsächlich stellte sich in Iden heraus, dass bei ihnen die Säuberung der Klauen im Melkstand mit Wasser plus die zusätzliche Behandlung gegen Mortellaro in diesem Zuge bessere Erfolge verzeichnete als die Klauenbäder, die daraufhin eingestellt wurden. Auch hier galt der Vergleich „Ist zu Soll“.

Wir sind gespannt, wie es in Iden weitergeht und wünschen für die Zukunft alles Gute!

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