FleischrindVision begeisterte auf der MeLa mit Vielfalt und Qualität

Züchter lebten den gemeinsamen Schaugedanken

„FleischrindVision“ – so heißt das zukunftsweisende Schaukonzept der Fleischrinderzüchter aus Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern, das mit seiner Erstauflage im März 2018 in Bismark erfolgreich aus der Taufe gehoben wurde. Die gemeinsame Fleischrindschau mit jährlich zwischen beiden Bundesländern wechselnden Standorten fand nun erstmalig im Rahmen der MeLa in Mecklenburg-Vorpommern statt.

Trotz komplett anderer Rahmenbedingungen – statt einer Frühjahrsschau in der Halle nun eine Herbstschau unter freiem Himmel – kann auch der 2. Auflage der Schau ein voller Erfolg bescheinigt werden. Anders, aber damit auch mit anderen Möglichkeiten, so gestaltete sich das 4-tägige Event für die Fleischrinderzüchter.

47 Zuchtbetriebe mit 110 Schautieren (plus 33 Kälbern) aus 12 Rassen beteiligten sich, darunter 21 Züchter aus Mecklenburg-Vorpommern, 21 aus Sachsen-Anhalt sowie 5 Gäste aus Brandenburg. Dabei waren die Voraussetzungen für die Beschickung alles andere als günstig. Angesichts der vielen Sorgen, die die Mutterkuhbetriebe wetter- und futtertechnisch, wirtschaftlich und finanziell plagen, war die Stimmung nicht unbedingt auf Schauen und die damit verbundenen Kosten und personellen Aufwendungen gerichtet. Aber den Kopf in den Sand zu stecken, hilft nicht! Und so haben wir gemeinsam versucht, mit der Schau positive Signale zu setzen und nach vorn zu blicken. Hierzu trug auch die enorme Resonanz des Fleischrind-Jungzüchterwettbewerbs mit sage und schreibe 35 Startern aus beiden Bundesländern bei, ein Teilnehmerrekord, wie er so auf der MeLa noch nie erreicht worden ist.

Stimmungsvolle Eröffnungsparade

Der Richtwettbewerb fand am MeLa-Donnerstag, dem 12.09.19, im großen Tierschauring statt. Gerichtet wurde in zwei Ringen. Ehe jedoch die ersten Entscheidungen fallen konnten, gab es zum Auftakt der Schau eine sehr stimmungsvolle Parade mit Musik, Jungzüchtern und Fleischrindern aller Rassen, an deren Ende die beiden Preisrichter Friedrich Averbeck, Masterrind, und Dr. Josef Dissen, FHB, zünftig mit einem Kaltblütergespann in den Ring eingefahren wurden – zünftig auch deshalb, weil das Rheinisch-Deutsche Kaltblut vor dem Wagen in diesem Jahr als „Tier der MeLa“ ganz besonders im Fokus stand.

Fleckvieh-Simmental und Dexter stellten die größten Rasseblöcke

Bei den Einzeltierwettbewerben stellte die Rasse Fleckvieh-Simmental mit 30 Schautieren den größten Rasseblock, gefolgt von Dexter (23), Angus (15) und Galloway (13). Spannende Entscheidungen gab es ebenfalls bei den Uckermärkern, Charolais, Gelbvieh und Highland Cattle. Erstmalig konnte auf der MeLa auch eine Klasse sehr überzeugender Wagyu-Färsen gerichtet werden. Die Ia- und Ib-Platzierten der Einzeltierwettbewerbe sind Tabelle 1 zu entnehmen.

Spannung pur bei den Interbreed-Wettbewerben

Die Sieger der Einzeltierwettbewerbe qualifizierten sich für die anschließende Wahl der rasseübergreifenden Siegertiere. Hier bekamen auch die Starter eine Chance, die mangels rasseinterner Konkurrenz bislang keinen Wettbewerb austragen konnten, wie Pustertaler, Salers oder Zwergzebu.

Bei den Färsen der Intensivrassen setzte sich die 27 Monate alte Tuareg-Tochter #71 Anni PP* vom Uchtetal aus der Feißel GbR, Käthen, durch. Die hervorragend entwickelte, sehr stimmige, tragende Färse hatte bereits über 3 Fleckvieh-Simmental-Klassen die Nase vorn und verwies ihre 2 Monate ältere, schon schauerfahrene Uckermärker-Konkurrentin #110 Jella P aus der AG Jeetzequelle e.G., Immekath, auf den Reserveplatz. Die Konkurrenz der Extensivrassen entschied die enorm schicke, sehr feminine jüngste Highland-Cattle-Starterin #102 CorynOdhar of Maje aus der Zucht von Marco Paetau, Solpke, für sich. Die seltene Rasse Pustertaler wurde durch die 2,5-jährige Färse #103 Oda aus der Gut Bad Sülze GmbH vertreten. Das sehr harmonische, rassetypische Rind konnte überzeugen und den Reservesieg erringen.

Erneuter Schausieg für Rabea

Bei den Kühen der Intensivrassen ging an einer nichts vorbei: Nachdem sie bereits vor 2 Jahren an gleicher Stelle den Siegertitel bei den Färsen für sich verbuchen konnte und in diesem Jahr auch schon die BraLa gewonnen hat, bestätigte die enorm wüchsige und dabei bestens befleischte Fleckvieh-Jungkuh #67 Rabea P aus der Manfred und Marco Glaser GbR, Perleberg, einmal mehr ihre herausragenden Schauqualitäten. Ein Blick ins Pedigree (Vater Ursus ist mit RZF 143 unangefochtener Spitzenreiter in Sachen Fleischleistung in Deutschland) sowie auf das top entwickelte knapp 7 Monate alte Bullenkalb bei Fuß bestätigte, dass diese Qualität nicht allein äußerlich, sondern auch genetisch hervorragend verankert ist.

Den Reservesieg bei den Intensivrassen holte sich Anguskuh #3 Daffi aus der Zuchtstätte Maik Kowohl, Schwaberow, eine rote Viertkalbskuh mit überzeugenden mütterlichen Fähigkeiten und einem starken 9 Monate alten Bullenkalb bei Fuß.

Auch bei den Extensivrassen ging der Siegertitel nach Brandenburg. Hier ließ die sehr rahmige, dabei aber harmonische, typvolle und korrekte Galloway-Jungkuh #87 Santana vom Heidegrund, Tochter des britischen Besamungsbullen Blackcraig Kodiac M2095, aus der Zucht von Rainer Tornow, Lindow, die Konkurrenz hinter sich. Reservesiegerin wurde die außerordentlich schicke junge Zwergzebu-Kuh #122 Selma vom Steinenberg aus dem Landgut Parchau.

Champion der FleischrindVision 2019 wurde Marlin

Auch wenn die Bullenkonkurrenzen, insbesondere die Altbullenklassen, durchaus etwas zahlreicher bestückt hätten sein dürfen, so gab es doch eine ganze Riege starker Alt- und Jungbullen. Allein beim Fleckvieh waren 12 Bullen am Start. Vor diesem Hintergrund, aber vor allem wegen seiner außerordentlichen Rassequalitäten erging der Siegertitel bei den Intensivrassen vollkommen zurecht an den Fleckvieh-Siegerbullen #48 Harmonie PS von Bundes-Mühle aus der Zuchtstätte Christian Bunde, Drewitz. Mit nunmehr 3 Jahren bestätigte der mit zwei Bundessiegern im Pedigree (Herluf x Egon) interessant gezogene Bulle in der Schau noch einmal sein herausragendes Jungbullen-Körergebnis von 9-9-8. Auf dem Reserveplatz stand der mit 15 Monaten noch sehr junge, aber top entwickelte und sehr korrekte Charolaissieger #21 Dakota PP* aus dem Landwirtschaftlichen Familienbetrieb Radloff, Siedenbollentin.

Den Reservesieg bei den Extensivrassen konnte der noch nicht ganz 3-jährige Wagyu-Bulle #116 Yasumi 2 für sich verbuchen. Der Bulle stammt aus der Zuchtstätte Haake-Schröder GbR in Havelberg und wurde im Landgut Parchau durch die engagierten Jugendlichen vom Jungzüchterverein Ihleburg e.V. auf die Schau vorbereitet. Der genetisch interessante Bulle (Yasufuku x Fukutsuru) wurde 2018 in der Besamungsstation Woldegk abgesamt, so dass von ihm auch Sperma verfügbar ist. Großen Jubel löste die Entscheidung um den Siegerbullen der Extensivrassen aus. Hier hatte letztendlich der Gallowaybulle #83 Marlin von Buchenau aus dem Freigut Garsena die Nase vorn und die Sympathien der Preisrichter unangefochten auf seiner Seite: der gut 4-jährige dunfarbene Bulle präsentierte sich ohne Fehl und Tadel, mit Harmonie und einem tollen Rassetyp, einer auf den Punkt exzellenten Bemuskelung und einem super korrekten Skelett – Eigenschaften, die die Preisrichter bewogen, dem Bullen auch bei der Championwahl unter den 6 Siegertieren den Vorzug zu geben und ihn zum CHAMPION zu küren. Herzlichen Glückwunsch zu diesem Prachtburschen an den Besitzer Karl-Friedrich Schöning und den syrischen Mitarbeiter und Vorführer des Bullen Ahmad Alhaj Aameyer, der mit der Auswahl und Vorbereitung von Marlin für die MeLa ein überaus glückliches Händchen bewies.

Begeisternde Kollektionen

Die Platzverhältnisse im großen Vorführring sowie das tolle Engagement und die gegenseitige Unterstützung der Fleischrindzüchter untereinander ermöglichten einen sehenswerten Wettbewerb der Betriebskollektionen und Nachzuchtsammlungen, der – leider zu vorgerückter Stunde – eigentlich mehr Zuschauer verdient hätte. Hier müssen wir – angesichts dieses tollen Bildes – für künftige Schauen unbedingt einen passenderen zeitlichen Platz finden! Nichtsdestotrotz hat es allen Beteiligten viel Spaß gemacht; das neue System der Punktevergabe durch das nunmehr um die Juroren Carolin Nagel und Karl-Heinz Hintze vergrößerte Preisrichterteam gab dem Ganzen deutlich mehr Spannung und großen Jubel bei den Siegern. Insgesamt beteiligten sich 11 Betriebskollektionen (4 intensiv, 7 extensiv) sowie 3 Nachzuchtsammlungen. Sieger der Intensivrassen wurde die mit sehr starken Einzeltieren (darunter Siegerbulle Harmonie) besetzte Fleckvieh-Simmental-Kollektion aus dem Zuchtbetrieb Christian Bunde, Drewitz. Den Reservesieg holte sich die Fleckvieh/Uckermärker-Kollektion des Zuchtbetriebs Thomas Engfer, Groß Helle. Mit insgesamt 16 Schautieren (plus 4 Kälbern) trat der Zuchtbetrieb zur MeLa an, von denen 10 als Betriebskollektion abschließend im Ring standen!

Bei den Extensivrassen war die Konkurrenz deutlich zahlreicher, hier siegte Highland Cattle vor Dexter bzw. Marco Paetau aus Solpke mit Highlandbulle Cliadhamh, Kuh Sissi und Siegerfärse Coryn Odhar vor der Kollektion von Lutz Klingberg aus Medrow mit Dexterbulle Blechbüchse, Kuh Loreen und Färse Elisa.

Bei den Familiensammlungen stellte Gallowayzüchter Wilfried Ritter aus Teutschenthal zusammen mit dem Landgut Parchau eine gemeinsame Nachzucht des Bullen Danny 2. Das Zusammenwirken beider Betriebe wurde prompt mit dem Siegertitel für Dux, Merida und Dasja belohnt! Auf dem Reservesiegerplatz landete die Tizian-Nachzucht der Rasse Fleckvieh-Simmental aus dem LWB Thomas Engfer, Groß Helle, mit dem Bullen Turan und den Färsen Phänomen und Herzbeben.

Jungzüchterwettbewerb mit Klasse und Teilnehmerrekord

Auch beim Jungzüchterwettbewerb am MeLa-Samstag gab es viele Emotionen und starke Leistungen. 35 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 3 und 23 Jahren in 7 Altersklassen stellten sich dem kritischen Auge des Preisrichters Niklas Sölzer aus Hessen. Mit klaren Entscheidungen und nachvollziehbaren Begründungen prägte dieser das Wettbewerbsgeschehen sehr positiv. Zum Auftakt bestritten die beiden Bambinis Henriette Kathalena Knees (3) und Tamme Bethge (6), jeweils mit Angusrindern am Halfter, ihren ersten Auftritt. Alle Achtung, mit welchem Mut und Eifer die beiden ihre Aufgabe meisterten. Dafür gab es für beide einen Pokal und einen Ia-Platz! In 3 weiteren Altersklassen eiferten die jüngeren Jungzüchter (bis 14 Jahre) um Sieg und Platz (siehe Tabelle 2). In einer spannenden und letztlich hauchdünnen Entscheidung sicherte sich – nach Tiertausch – Kate Bunde (12) aus Drewitz mit Fleckviehfärse T-Zylver den Gesamtsiegertitel „Jung“ vor Lenya Sophie Luise Nagel (14), die mit dem Jungbullen UHA Zitus angetreten war. In 4 Altersklassen demonstrierten die älteren Jungzüchter ihr Können. Waren schon bei den Jüngeren beeindruckende Vorführleistungen zu beobachten, waren jetzt Perfektion und absolute Profileistungen an der Tagesordnung. Und das, obwohl nicht nur „alte Hasen“ der Jungzüchterszene angetreten waren, sondern auch Neulinge, die auf der MeLa ihren ersten Wettbewerb bestritten. Allen war anzumerken, dass sie sich und ihr Tier sehr ernsthaft und langfristig auf den Tag vorbereitet hatten und bereit waren, ihr Bestes zu geben. Freudentränen liefen schließlich bei der Siegerauswahl „Alt“ bei Friederike Nagel (23), die sich mit Lieblingskuh Linda den Titel der besten Vorführerin sicherte. Nach vielen erfolgreichen Jahren der Jungzüchterarbeit krönte sie mit diesem Titel an diesem Tag ihren letzten Wettbewerb. Der Reservesieg ging an Angelina Schmidt (18) aus Parchau mit dem Fleckviehbullenkalb Angelo. Ein spannender Wettbewerb mit durchweg motivierten jungen Leuten und tollen Leistungen aller Jungzüchter auf dem Platz! Macht weiter so!

Allen Siegern und Platzierten der beiden Wettbewerbe herzliche Glückwünsche zu den erreichten Erfolgen. Es war eine unbedingt sehenswerte Schau mit durchgängig super vorbereiteten Tieren und engagierten Züchtern, Jungzüchtern und Vorführern. Danke allen, die im Vorfeld oder während der MeLa-Tage daran beteiligt waren. Die tollen Eindrücke, die super Stimmung, das gute Miteinander und die gegenseitige Unterstützung werden in guter Erinnerung bleiben. Und weil nach der Schau vor der Schau ist: Die nächste FleischrindVision findet am 27./28. Februar 2020 in Bismark statt. Wir freuen uns auf euch!

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