Rind und Wir - Dezember 2021

61 Betriebe vorgestellt Freie Plätze Wie sagt man so schön: „Wenn es so einfach wäre, könnte es jeder“, denn mit der geknackten Grenze von über 11.000 Mkg kamen auch die erhöhten Anforderungen an die Gesundheit. Zunächst zeigte sich der positive Effekt der geringen Stallbelegung: Heute werden im Schnitt 3,5 Melkungen pro Kuh realisiert (3,9 bei den Frischen) bei ca. 25 % freier Zeit. Diese „Luft nach oben“ wirkte sich, verbunden mit einer intensiven Liegeboxenpflege, auch förderlich auf die Zellzahl aus. „Momentan melken wir 39 Liter; das haben wir (ich) noch nie geschafft“, berichtet Eric Wilke, der sich auch über mehr Zeit für die tierindividuelle Betreuung freut. Wie angedeutet, gab es jedoch auch eine Kehrseite der Medaille: Die Fruchtbarkeit. Ständig imWandel Mit dem großen Leistungssprung zeigten sich kaum noch brünstige Kühe. Jetzt den Kopf in den Sand stecken? Nicht beim Team Stottmeister und Wilke! Aktiv wurde an der Verbesserung der Ration gearbeitet. „Wir haben keine Angst, Dinge neu zu probieren. Wenn etwas nicht klappt, wechseln wir.“, beschreibt Jörg Stottmeister das Vorgehen. Nach und nach stellte sich der Erfolg ein: Heute liegt z. B. der Besamungserfolg der Erstlaktierenden bei 60 %. Die Ration wurde vereinfacht, aber durch hochwertige Komponenten, wie den Austausch von Stroh durch Luzerneheu, verbessert. Zudem konnte dank der geringeren Kuhzahl schärfer vor dem Beladen des Futterwagens selektiert werden, und beim Einfahren der Ernte wurde penibel auf die Qualität des Futters sowie die Abdeckung des Silos geachtet. Ein späterer Besamungsstart, gekoppelt an die Leistung und Laktationszahl, fügte sich zusätzlich passend ins Bild ein. Intensiv und extensiv In Punkto „Fruchtbarkeit“ dürfen mittlerweile auch die „Früchte“ einer intensiven Aufzucht geerntet werden, denn hier wurde ebenfalls nach dem betriebsindividuell besten Weg gesucht. Die Kälber werden je nach Gewicht nach der Geburt mit Kolostrum gedrencht. Die Fütterung besteht dann bis zur 3. Lebenswoche aus je 1/3 Milchpulver und 2/3 Mischkolostrum ad libitum, anschließend zu 100 % aus Milchaustauscher. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich die Kälber bereits in festen Gruppen, die bis zum Absetzen erhalten bleiben. Bis zum 9. Monat wird intensiv gefüttert, danach wird die Ration energiearm gehalten, um die Jungrinder mit 15 Monaten optimal konditioniert besamen zu können. Es wird aufgrund des Weidegangs bewusst kein niedrigeres Erstbesamungsalter angestrebt. NeueWege Insgesamt fällt im Gespräch die große Bereitschaft der „unternehmerischen Flexibilität“ auf: Tritt ein neues Szenarium auf, wird nach konstruktiven Lösungen gesucht, gern auch mit externen Beratern. So kristallisierte sich z. B. im Rinderhandel ein besserer Absatz der Jungkühe anstelle von tragenden Färsen heraus. „Durch den Weidegang haben wir sehr geringe Aufzuchtkosten und wir wollten die Möglichkeit, bei den Jungkühen zu selektieren.“, berichtet das Duo. Diese Flexibilität zeigte sich auch beim Kauf der 22-köpfigen Angus-MutterkuhHerde, die perfekt zu den nassen DrömSeit September betreuen Eric Wilke und Markus Stottmeister ein Hühnermobil mit 230 Hennen Vor 3 Jahren wurde in eine Herdbuch-Angus-Herde investiert, die fotografierten Bullen werden demnächst in einer nahen Schlachterei verarbeitet lingflächen passt und einen Zweig in die Direktvermarktung öffnete. Ergänzt wurde das Verkaufsangebot in diesem September durch ein Hühnermobil mit 230 Hennen. Homöopathie Doch kommen wir zurück in den Kuhstall: Wie berichtet, wird auch hier gern mal experimentiert. So verwundert es vielleicht nicht, wenn von „alternativen Mitteln“ in der Behandlung von Krankheiten gesprochen wird. „Wir betreiben sehr viel Prophylaxe und probieren, Krankheiten abzuwenden, bevor sie überhaupt richtig entstehen können.“, erklärt Eric Wilke. Ein wichtiges Instrument sei dabei die Beobachtung der Wiederkau- und Alarmlisten der Roboter. Nicht umsonst bezeichnete Jörg Stottmeister den Wechsel zum Lely A4 und dessen ausgeklügelter Gesundheitsüberwachung im Jahr 2016 als „Meilenstein“ (Anmerkung: Die Agrarproduktion war 1999 der zweite Betrieb in Sachsen-Anhalt der begann, mit Robotern zu melken). Zeigen die täglichen Listen Auffälligkeiten, wird sofort agiert. Beispielsweise werden erste Ansätze einer Mastitis durch Minzsalbe behandelt, wenn die Temperatur nicht erhöht ist. Zudem sind stoffwechselaktivierende Boli ein Mittel, dass den jungen Herdenmanager überzeugt: „Die Kuh kann weiter in den Tank gemolken werden und sie bekommt Appetit. Sprechen wir jedoch von Fieber oder verstärkten Anzeichen muss klar ein Antibiotikum her.“ Wir wünschen dem BösdorferTeamweiterhin viel Energie für die „unternehmerische Flexibilität“ und sind gespannt, welche Wege das Unternehmen in Zukunft geht. M. Wollert

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