Rind und Wir - Dezember 2021

RINDUNDWIR Dezember 2021 24 „IN KEINEM ANDEREN LAND WIRD SO INTENSIV AUF HORNLOSIGKEIT GEZÜCHTET!“ Von der Nische zum Mainstream Am 3. November hatten Sie die Gelegenheit, an unserem Phönix-Webinar zur „Entwicklung der Hornloszucht“ teilzunehmen. Da das Thema immer mehr an Fahrt aufnimmt, fassen wir Ihnen die wichtigsten Fakten des Vortrags von Dr. Stefan Rensing, vit, im Folgenden noch einmal zusammen. Zunächst ist festzuhalten: Das Thema „gehörnt oder hornlos“ wird uns zukünftig nicht loslassen. Angesichts der gesellschaftlichen Tierwohl-Diskussionen, immer aufwendigerer Reglementierungen und einem erhöhten Arbeitsaufwand, wird der Anteil an Besamungen mit P- und PP-Bullen wachsen. Wie stark und schnell dieser Anstieg ausfällt, ist auch eine Frage der Politik. Ein Bulle ändert alles Bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts spielte die Zucht auf Hornlosigkeit kaum eine Rolle. Nur zwei US-amerikanische Betriebe (Bucket-Falls und Hickorymea) setzten auf dieses Merkmal und gründeten damit die Ausgangslage der heutigen Genetik. Eine der dort entwickelten Kuhfamilien brachte den Bullenvater „Lawn Boy“ heraus. Mit ihm änderte sich die Geschichte, denn er wurde im August 2007 die Nr. 1 der rotbuntenVererber (Nr. 75 Schwarzbunt) in den USA. Damit standen ihm, als erstem konkurrenzfähigen Hornlosbullen, schlagartig alle Türen offen und er genoss einen breiten Einsatz in den weltweiten Zuchtprogrammen. Ein großes Glück war dann die Einführung der genomischen Selektion 2010, die die besten Lawn Boy-Söhne sehr schnell pushte und zu einer starken Verbreitung des Hornlosgens führte. Ein Drittel Insbesondere die Rotbuntzucht profitierte von diesen Entwicklungen. 2020 wurden 54 % der Besamungen bei RBT mit hornlosen Bullen (Pp und PP) durchgeführt, bei den Schwarzbunten lag der Anteil bei 20,8 %. Dabei entfallen bei beiden Rassen die meisten Besamungen auf homozygot hornlose Vererber. Im RinderAllianz-Gebiet war 2020 fast jede dritte Besamung (27,8 %) mit einem P- oder PP-Bullen. Damit liegen wir im deutschlandweiten Vergleich auf Platz 3 (#1 ist QNE mit 36,9 %). Win-Win-Situation Leicht verzögert zeichnet sich dementsprechend ein steigender Anteil der weiblichen P- und PP-Tiere in der Population ab: Mehr als 1/3 im typisierten Rotbuntbereich und knapp 20 % bei den Schwarzbunten. Mit der wachsenden Quote männlicher und weiblicher hornloser Tiere entwickelt sich eine positive Eigendynamik: Die Selektion der hornlosen Bullen kann anhand einer immer größeren Basis erfolgen; dadurch gibt es immer mehr P- und PP-Nachkommen, die wiederum einer größeren Selektion dienen können – eine Win-Win-Situation! Einsatz Hornlosbullen in Deutschland Einsatz Hornlosbullen nach Region % Bes. in 2020 QNE RBB RA RBW RUW Bay MAR RSH VOS OHG pp 63,1 69,9 72,2 72,4 72,9 76,0 76,7 77,6 84,6 89,1 Pp 9,2 7,8 5,9 11,5 17,0 11,4 4,3 11,7 9,1 4,9 PP 27,7 22,3 21,9 16,1 10,0 12,6 19,1 10,7 6,3 6,0 Pp+PP 36,9 30,1 27,8 27,6 27,1 24,0 23,4 22,4 15,4 10,9

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