Rind und Wir - April 2024

52 RIND&WIR April 2024 Eine Arbeitsgruppe des Instituts für Fortpflanzung landwirtschaftlicher Nutztiere in Schönow beschäftigte sich mit der Frage, ob und in welchem Ausmaß verschiedene Faktoren eine Stressbelastung im Alltag von Milchkühen darstellen. Wie entsteht „Stress“ in der Kuh? Stressreaktionen laufen im Körper über zwei Stressachsen ab: Zum einen über die schnellere, neuronale Achse (Autonomes Nervensystem, ANS) über den sympathischen Nervenstrang und zum anderen über die langsamere, hormonelle Achse (Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse, HPA). Vor diesem Hintergrund untersuchte die Arbeitsgruppe aus Schönow die Auswirkungen von acht in der Praxis Welche Situationen verursachen Stress bei Milchkühen? Projekt wird gefördert vom FBF Das Wohlergehen landwirtschaftlicher Nutztiere ist seit einigen Jahren vermehrt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Zusätzlich ist das Interesse an der Gesundheit und der täglichen Stressbelastung gestiegen. üblichen Stimuli auf die HPA, das ANS und die tägliche Milchleistung auf einem Milchviehbetrieb. Was „stresst“ die Kuh und wie kann man das messen? Folgende Stimuli wurden bei 24 Tieren über einen Zeitraum von vier Monaten in der Studie untersucht: - Künstliche Besamung - Embryotransfer - Natursprung - rektale Ultraschalluntersuchung - tierärztliche Untersuchung - Morgenmelken und Abendmelken - Klauenpflege Die Untersuchungen sollten zeigen, ob die Tiere die jeweiligen Situationen als unvorhersehbar und/oder unkontrollierbar und somit als stressig empfinden. Zur Bewertung der Aktivierung der HPA wurden sowohl die Höhe des Anstiegs der Serum-Cortisol-Konzentrationen als auch die Zeit bis zur Rückkehr auf das Basalniveau analysiert. Dazu wurden Blutproben an der Schwanzvene vor, während und nach dem Stimulus entnommen. Die Stimulation des ANS wurde anhand von Veränderungen der Herzratenvariabilität mit entsprechenden Herzfrequenzgurten untersucht. (Abbildung 1) Der Parasympathikus wird auch umgangssprachlich als „Ruhenerv“ bezeichnet und gehört zum unwillkürlichem sog. vegetativen Nervensystem. Unter Aktivierung des Parasympathikus nimmt beispielsweise die Herz- und Atemfrequenz ab und Entspannung sowie Regeneration setzt ein. Die Auswertung der Daten zur Herzratenvariabilität deutet auf eine insgesamt Abbildung 1: Übersicht über das Studiendesign (Koenneker 2022)

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