Rind und Wir - April 2024

32 April 2024 INFOS aus BRS und vit Praxisvalidierung von Gesundheitsmerkmalen Seit 2019 stehen Zuchtwerte für direkte Gesundheitsmerkmale zur Verfügung und ermöglichen damit den Züchtern die Gesundheit ihrer Milchrinderherden genetisch zu verbessern oder einzelne Gesundheitsprobleme in der Herde gezielt zu bearbeiten. Die regelmäßig durchgeführte „Praxisvalidierung“ genomischer Zuchtwerte bestätigte bereits in der Vergangenheit für Gesundheitsmerkmale wie Mastitis oder Mortellaro, dass die genomischen Zuchtwerte verlässliche Vorausschätzer für phänotypische Leistungen, d. h. die Krankheitsinzidenzen der Tiere, in der 1. Laktation sind. Mittlerweile ist die Praxisvalidierung, dank ausreichender Datenverfügbarkeit, auch für direkte Gesundheitsmerkmale in der 2. Laktation möglich. Damit können nun auch Merkmale aus dem Bereich Stoffwechsel- und Reproduktionsgesundheit analysiert werden, bei denen es in der 1. Laktation kaum phänotypische Unterschiede gibt. Für die Praxisvalidierung werden frühe, rein-genomische Zuchtwerte von Jungtieren ohne eigene Phänotypen (Datenstand ZWS Dezember 2020) mit den tatsächlichen, späteren Krankheitsinzidenzen der Tiere in der 2. Laktation (Datenstand ZWS April 2024) verglichen. Die Auswertungen zur Stoffwechselgesundheit zeigen deutlich, dass die 25 % Tiere mit den höchsten rein-genomischen Zuchtwerten RZMetabol eine nur halb so hohe Krankheitsrate für Ketose aufweisen wie die Tiere mit den geringsten genomischen Zuchtwerten (Abbildung 1). Ein ähnliches Bild ergibt sich für die Reproduktionsgesundheit. Auch hier ist die Krankheitsrate für Metritis bei den Tieren mit hohen rein-genomischen Zuchtwerten für RZRepro deutlich geringer als bei der Tiergruppe mit den geringsten Zuchtwerten. Dabei ist zu beachten, dass bei den Merkmalen Ketose und Metritis keine 1-zu-1 Beziehung zu den veröffentlichten Zuchtwerten RZMetabol bzw. RZRepro vorliegt, da sich die Zuchtwertindices jeweils aus 3 Einzelerkrankungen zusammensetzen. Damit gelten die in Abbildung 1 und 2 dargestellten Effekte genauso für die zwei weiteren Merkmale (Tabelle 1). Es bleibt festzuhalten, dass rein-genomische Zuchtwerte auch für die Gesundheitsmerkmale gute Vorausschätzer für die späteren tatsächlichen Unterschiede in den Leistungen der Tiere sind. Christin Schmidtmann, vit Tab 1. Mittlere Krankheitsinzidenzen (in %) für die 25 % Tiere mit den höchsten rein-genomischen Zuchtwerten und für die 25 % Tiere mit den geringsten Zuchtwerten in der 2. Laktation. RZMetabol Milchfi eber Labmagenverlagerung Ketose Höchste ZW 1,1 0,2 1,4 Geringste ZW 1,3 1,8 3,2 Differenz 0,2 1,6 1,8 RZRepro Ovar. Zysten Nachgeburtsverhaltung Metritis Höchste ZW 12,3 2,4 5,8 Geringste ZW 19,6 4,7 10,2 Differenz 7,3 2,3 4,4 90 92 94 96 98 100 102 104 106 108 110 untere 25 % RZMetabol Phänotypischer Mittelwert (%) obere 25 % 25–49 % RZMetabol N = 37.517 Tiere ØRZMetabol = 104 ØKetose 2. Laktation = 2 % Ketose 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 50–74 % 97,2 102,5 105,7 109,8 3,2 2,0 1,6 1,4 90 92 94 96 98 100 102 104 106 108 110 untere 25 % ØRZRepro Phänotypischer Mittelwert (%) obere 25 % 25–49 % RZRepro N = 33.412 Tiere ØRZRepro = 103 ØMetritis 2. Laktation = 7,9 % Metritis 12 10 8 6 4 2 50–74 % 97,2 97,2 101,7 104,6 108,6 10,2 8,9 6,8 5,8 Abb. 1. „Praxisvalidierung“ - Zusammenhang von rein-genomischen Zuchtwerten für RZMetabol und tatsächlicher Inzidenz von Ketose in der 2. Laktation. Abb. 2. „Praxisvalidierung“ - Zusammenhang von rein-genomischen Zuchtwerten für RZRepro und tatsächlicher Inzidenz von Metritis in der 2. Laktation. Informationen zur Auktionsvermarktung von Holsteins finden Sie regelmäßigauf www.richtigzüchten.de. Weitere Infos

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