Rind und Wir - April 2023

RINDUNDWIR April 2023 56 Die vergangenen zwei Jahre waren in vielerlei Hinsicht herausfordernd. Besonders an den Futtermittel- und Milchmärkten spielten sich nie dagewesene Szenarien ab. Welche Fütterungsstrategien und Entscheidungshilfen sich in diesen Zeiten bewährten? Lesen Sie selbst! Mit Beginn der globalen CoronavirusPandemie 2020 geriet vieles aus den Fugen. So begann auch an den Futtermittelmärkten eine bislang nie gekannte Achterbahnfahrt, die zunächst nur eine Richtung kannte: weiter nach oben. Zuerst stiegen die Preise für Proteinfuttermittel massiv an, 2021 zogen auch die Getreidepreise nach. Der russische Überfall auf die Ukraine Ende Februar 2022 hob dann schließlich alles aus den Angeln und katapultierte die Preise für Futtermittel, Rohstoffe und Konsumgüter in nie dagewesene Rekordhöhen. Zusätzlich wurden internationale Lieferketten bis heute massiv gestört. Im Laufe des Jahres 2022 zogen die Erzeugerpreise für Milch endlich nach und erreichten zum Ende 2022 ihren vorläufigen Höhepunkt mit über 60 Cent. Neben der Kostenexplosion an den Rohstoffmärkten waren auch die zurückliegenden beiden Anbaujahre extrem herausfordernd. 2021 war insbesondere zum ersten Grasschnitt von sehr unbeständigem Wetter geprägt. Dies führte hinsichtlich der Grundfutterqualitäten zu einem sehr heterogenen Bild von sehr nassen Grassilagen mit hohem Risiko für Fehlgärung bis hin zu eher überständigen, faserreichen Silagen mit dürftigen Energiegehalten. 2022 war wieder ein extremes Trockenjahr mit massiven Ertrags- und Qualitätseinbußen bei Gras und Mais. Preiswürdigkeit von Futtermitteln sicher ermitteln Oft schwang daher die Frage nach der Preiswürdigkeit der eingesetzten Futtermittel mit und insbesondere der Einsatz von Zukaufsfuttermitteln wurde kritisch hinterfragt. Dabei umfasst die Einschätzung der wahren Preiswürdigkeit eines Futtermittels für den eigenen Betrieb mehr als den reinen Preisvergleich pro Energie- oder Proteineinheit. Allem voran ist zu klären, inwiefern alternative Futtermittel überhaupt in die eigene Ration „passen“. Ambitionierte Suchen nach vermeintlich „günstigen Alternativen“ endeten daher oftmals wieder in einer Qualitätsentscheidung, da sich die Futtermittel untereinander oftmals recht zügig „einpreisten“. Musste aufgrund von Ertragseinbußen auf Grundfutteralternativen zurückgegriffen werden, z. B. in Form von Nebenprodukten, so spielte insbesondere die regionale Verfügbarkeit die entscheidende Rolle. Wirtschaftlichkeit berechnen Als Messgröße der Wirtschaftlichkeit, gerade in turbulenten Zeiten, bewährte sich das Einkommen nach Futterkosten, der sogenannte IOFC (engl.: Income Over Feed Cost). Der IOFC ist ein Maß für die Einnahmen, die nach Abzug der Futterkosten zur Verfügung stehen. Er berechnet sich aus dem Milcherlös (Milchpreis x Milchmenge) abzüglich den Futterkosten pro Tier und Tag. Maßgeblichen Einfluss auf den IOFC nehmen demnach sowohl der Milchpreis als auch die Futterkosten und die Milchleistung. Gerade zur Beantwortung der Frage, ob es rentabel ist, auch bei gestiegenen Preisen für Zukaufsfuttermittel diese weiterhin einzusetzen, gibt der IOFC schnell Aufschluss. Nutzt man die IOFC-Berechnung in Kombination mit zeitgemäßen Futtermittelbewertungs- und Rationsberechnungssystemen, wie z. B. dem CNCPS-Modell, können verRINDERALLIANZ-ERFOLGSLOTSE In turbulenten Zeiten effizient und wirtschaftlich füttern schiedene Alternativszenarien präzise simuliert und gegeneinander abgewogen werden. Diese Vorgehensweise zeigte insbesondere in den letzten Jahren, dass es wirtschaftlich zu keinem Zeitpunkt vorteilhaft war, bewusst Futtermittel einzusparen, die einen Rückgang der Milchleistung zur Folge hatten. Das Gegenteil ist vielmehr der Fall: Viele Rationen bieten noch Potenzial zur Steigerung der Energie- und Nährstoffaufnahme, beispielsweise durch eine Erhöhung der Energiekonzentration. Wird durch die Nutzung dieses Potentials zusätzliche Leistung erreicht, so wird damit in aller Regel auch zusätzliches Geld verdient. Maximierung von Futteraufnahme und Futtereffizienz Neben der Beurteilung der Wirtschaftlichkeit der eingesetzten Futterkomponenten gilt es natürlich, von Seiten der täglichen Fütterungspraxis nichts dem Zufall zu überlassen. Die größten Hebel zur Steigerung einer gesunden und wirtschaftlich erfolgreichen Fütterung melkender Kühe bestehen in der Maximierung von Futteraufnahme und Futtereffizienz. Letztere gibt die MenNur eine homogen gemischte TMR verhindert selektives Fressen Foto: Sano Agrarinstitut

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