Rind und Wir - April 2022

„ICH MACHE KÄLBER“ Von der Ausbildung bis zum Profi - Einblicke in den Beruf eines Besamungstechnikers Der Beruf des Besamungstechnikers wird manchmal von Fachfremden beschmunzelt. Wie erklärst du diesen Beruf? Ich antworte mit dem Satz: „Ich mache Kälber“, dann wissen eigentlich alle Bescheid. Häufig kommt die Frage, wie ich das mache. Ich erkläre das Absamen der Bullen, das portionsweise Abfüllen und Einfrieren des Spermas. Manchmal zeige ich mein Besamungsbesteck, um zu erklären, wie wir das Sperma in die Kuh bringen. Ich mache den Leuten klar, dass ein Bulle 2 bis 3 Kühe amTag besamen kann. Ein Besamungstechniker schafft viel mehr. Gleichzeitig ist es uns möglich, den genauen Kalbetermin zu errechnen. Insbesondere für große Herden sind dies enorme Vorteile. Siehst du Trends in der Besamung? Insgesamt wird die Anzahl an Betrieben und damit der Gesamttierbestand bei der RinderAllianz weniger. Für meinen Bereich kann ich jedoch sagen, dass die Besamungen konstant bleiben, da die Kuhbestände pro Betrieb eher größer werden. Der Beruf des Besamungstechnikers ist krisenfest, denn unsere spezialisierte Arbeit wird in Betrieben aller Größenklassen gerne nachgefragt. In der Anpaarung gibt es einen erkennbaren Trend zum Einsatz von Hornlosgenetik. Ich gehe auch davon aus, dass der Einsatz von Fleischrindsperma weiter steigen wird. Beef on Dairy ist Trend. Meine Betriebe haben unterschiedliche Zuchtziele. Neben einem hohen RZG wird vielWert auf Milchleistung, Inhaltsstoffe aber auch auf Gesundheitswerte gelegt (z. B. Klauengesundheit). Die züchterischeVielfalt macht es aus und jedes individuelle Zuchtziel unterstütze ich. Wie ist das Verhältnis zu den Landwirten? Wie gestaltest du deine tägliche Arbeit? Ich bin nicht nur Besamungstechniker, sondern auch im Repro-Team tätig. Das heißt, ich übernehme bei meinen Betrieben das gesamte Fruchtbarkeitsmanagement. Ich suche mir selbstständig die brünstigenTiere und bereite diese für die Besamung vor. Je nach Betriebsgröße verbringe ich also mehrere Stunden pro Tag in einem Betrieb. Man gehört eigentlich zum Betrieb dazu und ist manchmal auch beratend tätig. Man ist sehr nah am Landwirt. Wir sprechen uns ab und tauschen uns aus. ZüchterischeThemen faszinieren mich. Ich beschäftige mich gerne damit, belese mich viel über Bullen und mache auch Vorschläge, welche passen könnten. Ein guter Austausch mit dem Landwirt macht die Arbeit aus und bringt sie voran. Was gefällt dir an diesem Beruf und was sind aus deiner Sicht Herausforderungen? Es macht einfach unheimlich Spaß, den züchterischen Fortschritt schon am Kalb zu sehen. Irgendwann hat man dann sein eigenes produziertes Kalb als Kuh vor sich stehen und kann damit weiterarbeiten. Man sieht eben über Generationen den züchterischen Fortschritt – das fasziniert mich. Es gibt immer malTiere, die nur schwer tragend werden. Man will den Betrieben auch in diesen Fällen immer weiterhelfen und Erfolg bringen. Ich versuche jeden Tag, eine gute Leistung für meine Betriebe zu erbringen. Der Umgang mit Tieren ist für mich ein weiterer Pluspunkt für diesen Beruf. Wie kann man sich als Techniker weiterentwickeln? Seit zwei Monaten helfe ich dabei, angehende Besamungstechniker auszubilden. Dabei versuche ich mein Wissen weiterzugeben. Mein Ziel ist es, die jungen Leute weiterzuentwickeln und vor allen Dingen ihr Auge zu schulen, um z. B. leichter eine brünstige Kuh zu erkennen. Das Interview führte W. Augustin Marco Müller seit fünf Jahren Besamungs- und Reprotechniker, Nordwestmecklenburg RINDUNDWIR April 2022 42

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