Um die Fruchtbarkeit der eigenen Herde zu verstehen und zu analysieren, bedarf es eines Verständnisses über die Fruchtbarkeitskennzahlen. Was sagen sie aus? Wofür stehen sie? Welche sind für mich und meine Tiere relevant? All jenes soll im Folgenden anschaulich anhand eines fiktiven Betriebes mit 100 Milchkühen (56 tragend davon 12 trocken, 20 frisch abgekalbte Kühe innerhalb der freiwilligen Wartezeit und 24 Kühe mit abgeschlossener freiwilliger Wartezeit, die noch nicht konzipiert haben, plus Nachzucht) und einer freiwilligen Wartezeit von 72 Tagen beschrieben werden.

Gesamtträchtigkeit (GESTR):

Möchte man einen ersten Eindruck von der Fruchtbarkeit seiner Herde erhalten, macht es Sinn die GESTR zu berechnen. Sie gibt den Anteil der tragenden Kühe am Bestand der lebenden Kühe an und hängt neben der Zwischenkalbezeit vor allem von der Remontierungsrate sowie der Frequenz und des Zeitpunkts der Trächtigkeitsuntersuchung (dpi) ab.

Mit Blick auf unseren fiktiven Betrieb lässt sich eine GESTR von 56 % (GESTR = 56 : 100 = 56 %) berechnen. Sie liegt somit in der Spannweite von 50-60 %, die in der Beratung für eine Herde mit Abkalbung im ganzen Jahr und etwa 400 Tagen Zwischenkalbezeit empfohlen wird. Anders sieht dies hingegen bei GESTR-Werten aus, die deutlich unter 50 % oder über 60 % liegen. Sie deuten darauf hin, dass eine Saisonalität in der Fruchtbarkeit der Tiere vorliegt, oder nicht genügend Trächtigkeiten erzeugt werden.

Brunstnutzungsrate (BNR):

Ist die Gesamtträchtigkeit der Herde berechnet und ein erster Eindruck über die Herdenfruchtbarkeit gewonnen, sollte als nächstes die BNR bei den zu besamenden Kühen angeschaut werden. Sie gibt an, wie viel Prozent der zur Besamung anstehenden Kühe tatsächlich auch besamt wurden. Zur Berechnung der BNR wird die Zahl der Kühe, die nach Ablauf der betrieblich festgelegten freiwilligen Wartezeit in einem Zeitraum von 21 Tagen erstbesamt und/oder nachbesamt wurden, in Bezug gesetzt zur Zahl aller Kühe, die die FWZ absolviert haben (besamte und unbesamte). Analog wird die Zahl der Färsen, die nach Erreichen des Mindestalters bzw. Mindestgewichtes oder -größe zur Besamung besamt wurden, in Bezug gesetzt zu allen Färsen, die zur Besamung anstehen (besamte und unbesamte).

Im vorliegenden Beispiel beträgt die BNR 50 % (BNR = 12 : 24 = 50 %) und sagt aus, dass 50 % aller potentiell brünstigen Kühe gesehen und besamt wurden. Bei guter Brunstkontrolle in einer gesunden Herde sind 60 % und darüber zu erwarten, sodass in diesem Punkt bei unserem Beispielbetrieb durchaus Handlungsbedarf in Form einer besseren Brunstbeobachtung und/oder der Besamung vorliegt.
Um zu überprüfen, wie erfolgreich und effizient die Besamungen waren, macht es Sinn im Weiteren den Besamungsindex (BI), die Konzeptionsrate (KR) und die Pregnancy Rate (PR) näher zu betrachten.

Besamungsindex (BI):

Ziel einer jeden Besamung ist es, das Tier tragend zu bekommen. Wie viele Besamungen hierfür benötigt werden, ist von Tier zu Tier verschieden und aus ökonomischer Sicht nicht unrelevant. Um einen Eindruck davon zu erhalten, wie viele Besamungen je Trächtigkeit benötigt werden, kann der BI herangezogen werden.

Zur Berechnung des BI werden zum einen alle auswertbaren Besamungen herangezogen. Hierunter fallen alle Besamungen von Tieren, deren letzte Besamung im Auswertungszeitraum liegt, die nicht vor dem Feststellen der Trächtigkeit abgegangen sind (außer Abgänge wegen Unfruchtbarkeit) und zu denen ein Trächtigkeitsergebnis vorliegt. Ihnen gegenübergestellt werden die Anzahl tragender Tiere.
Mit einem BI von 2,4 (BI = 12 : 5) liegt unser fiktiver Betrieb noch in einem in der Praxis sinnvollen Bereich von < 2,5 bei Kühen. Bei Färsen kann ein BI von < 1,7 als sinnvoller Richtwert angesetzt werden.

Konzeptionsrate (KR):

Da nicht jede Besamung zwangsläufig zu einer Trächtigkeit führt, ist für viele Betriebe die KR von großem Interesse. Sie gibt an, wie viel Prozent der besamten Tiere tragend geworden sind und berechnet sich wie folgt:

Wie auch beim BI gelten als auswertbare Besamungen alle Besamungen von Tieren, deren letzte Besamung im Auswertungszeitraum liegt, die nicht vor dem Feststellen der Trächtigkeit abgegangen sind (außer Abgänge wegen Unfruchtbarkeit) und zu denen ein Trächtigkeitsergebnis vorliegt.
Bei unserem Beispielbetrieb liegt sie bei 42 % (KR = 5 : 12) und somit noch über einem Zielwert von 40 % bei Kühen.

Pregnancy Rate (PR):

Nicht mit der KR zu verwechseln und noch wenig verbreitet, ist die PR. Sie gibt den prozentualen Anteil der Tiere an, die in einer Periode von 21 Tagen (durchschnittlichen Länge des Brunstzyklus beim Rind) tragend geworden sind, bezogen auf die Tiere, die in diesem Zeitraum zur Besamung angestanden haben. Damit ist die PR ein relativiertes und damit direkt vergleichbares Maß für die Geschwindigkeit des Zuwachses an Trächtigkeiten in einer Herde und hat betriebswirtschaftlich eine große Bedeutung.

Hinweis: Da sich die FWZ von Betrieb zu Betrieb unterscheidet, sollte die PR erst von dem individuell festgelegten Tag an berechnet werden! In der Praxis bedeutet dies: Sobald die FWZ beendet ist, wird die Kuh „mitgezählt“. Anders sieht es hingegen bei Kühen aus, die nicht mehr besamt werden und somit als zuchtuntauglich gelten. Sie sollten nicht mit in die Berechnung einfließen!
In der Literatur empfohlen, wird eine PR von über 20 %. Dieses erfüllt unser Beispielbetrieb. Er hat eine PR von 20,8 % (PR = 5 : 24).
Wie auch bei den Kühen ist die Berechnung der PR auch bei den Färsen wichtig. Anstatt in Laktationstagen sollte die FWZ allerdings natürlich in Lebenstagen berücksichtigt werden.

Verzögerungszeit (VZ):

Dass nicht jede Besamung gleich zu einem Erfolg führt, ist ganz natürlich, bedeutet aber auch zeitgleich zusätzliche Kosten für den Betrieb. Da es für Betriebe nicht unrelevant ist, wie lange der Zeitraum zwischen der ersten Besamung und der Besamung, die zur finalen Trächtigkeit geführt hat, ist, wird häufig die VZ berechnet. Sie gibt den Zeitraum (Tage) zwischen der Erstbesamung und der Besamung, die zur Trächtigkeit führte, an.
Sie ist Null, wenn die Kuh aus der Erstbesamung tragend wird oder aber entspricht der Summe der Zwischenbesamungszeiten, wenn die Kuh nachbesamt wurde. Als Richtwerte für den Durchschnitt der VZ werden in der Literatur die folgenden genannt:

  • Bestand: unter 25 Tage
  • Kühe: unter 30 Tage
  • Färsen: unter 20 Tage

Zwischenbesamungszeit/ Verzögerungszeit der Nachbesamungen (VZNB):

Nicht mit der VZ zu verwechseln ist die VZNB. Sie ist die Zeit zwischen der Erstbesamung und der folgenden Nachbesamung oder zwischen zwei aufeinanderfolgenden Nachbesamungen, die zur Trächtigkeit führte.

Trächtigkeitsrate gesamt (TRG):

Die TRG kennzeichnet den Anteil der tragenden Kühe aus auswertbaren Besamungen im Verhältnis zu den Kühen mit auswertbaren Besamungen. Sie berechnet sich wie folgt:

Auf Betrieben in der Praxis sollte sie laut Literatur folgende Werte aufweisen:

  • Bestand: 80 bis 85 %
  • Kühe: 75 bis 80 %
  • Färsen: 90 bis 95 %

Besamungen bzw. Trächtigkeiten pro Monat:

Eine wesentliche Kennzahl für den Betrieb ist auch die Anzahl kalbender Tiere/Monat. Sie ist relevant für eine möglichst kontinuierliche Belegung der Transitkapazitäten Trockensteher, Abkalbeboxen, Frischkalber und Kälberboxen, die in der Regel begrenzt sind. Je nach Betriebsgröße und -struktur variieren die optimalen Trächtigkeiten und somit Kalbungen von Betrieb zu Betrieb und sind somit betriebsindividuell.

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